DVD special, 06,07/2002, Uwe Huber

Vielseitiger Mime: Udo Kier in Köln

Die Betreiber des Kölner Kinos Filmpalette (www.bizarrecinema.de) luden am 17. Februar Udo Kier als Ehrengast ein. Kier, der am selben Tag von Dreharbeiten aus London zurückkehrte - und nur kurz in seiner Heimatstadt verweilte - genoss es, dem Publikum zwei seiner besten Filme zu präsentieren: Andy Warhols Dracula ( von Paul Morrissey) aus dem Jahr 1973 und Adrian Hovens berüchtigten Hexen bis aufs Blut gequält (aka. Mark of the Devil) von 1969. Der Film, der damals mit eigens angefertigten Kotztüten mit der Werbezeile "rated V for violence" aufwarten konnte, wurde vor kurzem mit einer sehr schönen CD-Veröffentlichung des Originalsoundtracks geehrt. In der halbstündigen Filmpause konnten die Besucher Udo Kier ausführlich nach seiner vielfältigen Karriere und aktuellen Projekten befragen. Und davon gibt es einige: Udo kam gerade von vierwöchigen Dreharbeiten zu einem englischen Kurzfilm (mit relativ großem Budget), in dem er - übrigens zum zweiten Mal - Adolf Hitler spielt, der im heutigen London Unterschlupf gefunden hat, nachdem er seinen Selbstmord nur vortäuschte. Seinen Reiz als schwarze Komödie bezieht der Film allerdings aus einem ganz anderen Fakt. Kier meint dazu: "Einfach Hitler zu spielen hat keinen Reiz. Aber ihn, wie in diesem Film als alte verarmte Frau(!) darzustellen, die inkognito in London lebt, war eine echte Herausforderung." Der Ärmste lebt dort seit Jahren, weil ihm Göring und Himmler die versprochene Einreisegenehmigung nach Brasilien nicht zuschicken. Außerdem gibt es einen Juden (!), der über ihm wohnt und sich in ihn verliebt. Nicht weniger originell ist Kiers anderes Projekt, zu dessen Dreharbeiten er nach fünf Tagen Köln-Aufenthalt aufbrechen musste: Dogville von Lars von Trier, bei dem Udo in fast allen Filmen eine Rolle hatte. "Für diesen Film hat sich Lars etwas ausgedacht, was das Kino ähnlich revolutionieren wird wie seine DOGMA-Regeln vor einigen Jahren. Es wird kaum Kulissen und Requisiten geben. Außerdem hat er mit Nicole Kidman, Lauren Bacall, Ben Gazarra, James Caan und Harriet Anderson erstmals eine richtige Hollywood-Besetzung vorzuweisen." Auch in Köln war Udo Kier nicht untätig und agierte als Hauptdarsteller einer Videoperformance der Kölner Künstlerin Rosemarie Trockel. Außerdem wird er als verrückter Organhändler in Herz und Nieren in den deutschen Kinos zu sehen sein. Noch ohne Starttermin ist der Horrorthriller Revelation (mit Udo als Sektenführer und Terence Stamp), sowie Omega II (mit Franco Nero und Michael York). Im Herbst wird RTL den TV-Erotikthriller Betty ausstrahlen mit Udo als Kommissar.

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