Stern, # 26, 21. Juni 2001, Nicole Seiler

Schlichter sterben

In "Shadow Of The Vampire", einer Komödie über das Entstehen des Klassikers "Nosferatu", stirbt UDO KIER ungewöhnlich unspektakulär.

Sie haben schon mehrmals Vampire gespielt, nun sehen wir Sie in "Shadow Of The
Vampire". Lieben Sie Blutsauger, Herr Kier?

Mich hat diesmal die Geschichte des Regisseurs Friedrich Wilhelm Murnau
interessiert. Wer sich ein bisschen mit Kino auskennt, weiß, dass Murnau zu den
wichtigsten Persönlichkeiten des Films gehört. Sehr schön finde ich auch die
Idee, dass Nosferatu-Darsteller Max Schreck ein echter Vampir gewesen sein soll.

Sie spielen den Produzenten Albin Grau, der am Ende erwürgt wird. Da sind Sie im
Laufe Ihrer Karriere schon origineller gestorben.

Wer so viele Tode im Film erlebt hat wie ich, ist ganz froh, mal auf die simple
Art dran glauben zu müssen . Aber den wahrscheinlich schlichtesten Tod starb ich
bei "End Of Days" als Assistent des Teufels. Der schlägt mir persönlich mit der
Faust den Kopf durch. Wir brauchten nur einen leeren Kopf mit irgendwelchen
blutigen Innereien und darauf eine Perücke.

Ihre Laufbahn in den USA begann mit dem Erfolgsfilm "My Own Private Idaho".
Heute sind Sie der erfolgreichste Deutsche in Hollywood - aber immer nur in
Nebenrollen.

Ich bin lieber in guten, kurzen Szenen dabei, die aber wichtig für die Handlung
sind. In Amerika funktioniere ich als Schauspieler auf zwei Ebenen: in absolut
kommerziellen Filmen, aber auch in Kunstfilmen. In Deutschland will man mich
leider immer völlig klischeehaft besetzen: als Zuhälter, Designer oder Friseur.

Sie sagen Amerika statt Hollywood?

Das Wort Hollywood mag ich nicht. Es klingt, als würde man mit Arnold
Schwarzenegger zum Fitness gehen und mit Joan Collins Tee trinken.

Und das machen Sie alles nicht?

Nein, ich lebe ganz normal. Wie es aussieht, wird irgendwann über mich in den
Geschichtsbüchern stehen: geboren in Köln, gestorben in Los Angeles.

Aber drinstehen möchten Sie Schon?

Ich habe über 120 Filme gemacht - sagt zumindest das Internet. Es sind ein paar
wichtige dabei und auch viele schlechte.

Immerhin lagen Sie sogar schon mal zwischen den Beinen von Madonna.

Ja, für ihr SEX-Buch. Die Fotos entstanden in einem Sexclub, der war verklebt
von Vaseline.

Hatten Sie Berührungsängste?

Nein, Angst habe ich vorm Fliegen, aber nicht vor Sexclubs.

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